DIE AUTOREN:
Claire Larsen ist das Pseudonym des Schriftstellerpaars Claudia Schwindt und Lars Neger. Die beiden sind in jeder Hinsicht ein Paar und schreiben Spannungsromane, vielschichtig und mit Tiefgang. Ihr Debüt NEUNZEHN JAHRE ist der Auftaktband einer Reihe über die Bewohner der fiktiven Kleinstadt Eden Lake in Maine. Das Autorenduo lebt mit einer Menge Bücher und vier Vögeln in einem alten Kutscherhaus in der Nähe des Laacher Sees in der Vulkaneifel.
KLAPPENTEXT:
Sie sagen, diese Stadt sei ein gute Ort, um zu leben. Der Name scheint wie ein Versprechen. Ist sie auch ein guter Ort, zu sterben?
Alice Parker glaubt die Wahrheit zu kennen - über ihre eigene Vergangenheit, die sie seit neunzehn Jahren verfolgt und die sie von ihrer verschlafenen Heimatstadt Eden Lake fernhält. Die Wahrheit über ihren Vater und die alter Freunde. Aber Alice lebt in einer Lüge, geschaffen, um ein grauenhaftes Geheimnis zu bewahren.
Als Alice' Vater stirbt und sie gezwungen ist, nach Eden Lake zurückzukehren, trifft sie die ganze Wahrheit ihres Lügenkonstrukts. Denn in der kleinen Gemeinde im Hinterland von Maine ist längst nicht alles, wie sie es in Erinnerung hat. Die Konsequenzen des jahrelangen Schweigens haben auf sie gewartet. Und sie drohen, alles, was Alice lieb ist, zu vernichten ...
REZENSION:
Eden Lake – eine ganz gewöhnliche Kleinstadt in Maine mit ganz gewöhnlichen Einwohnern. Jeder kennt jeden, man feiert gemeinsam, man trauert miteinander. Man unterstützt sich, man hat Freunde und Feinde, man intrigiert. Man hütet seine Geheimnisse, die niemals ans Tageslicht kommen dürfen … vergeblich.
Es gibt Erzählformen, in denen es Sinn macht, dem Leser den Charakter einer Person durch zuweilen weit ausholende Beschreibungen näher zu bringen. In einem Spannungsroman ist diese Vorgehensweise jedoch hinderlich. So lässt Claire Larsen ihre Akteure durch geschickt formulierte Äußerungen, knappe Hinweise auf deren Umfeld und für sie typische Handlungen auf spannende Weise lebendig werden. Es reichen zwei prägnante Sätze, um beispielsweise Kris Harrison, einen der Hauptakteure, gleich zu Beginn vor dem inneren Auge Gestalt annehmen zu lassen:
- Bei den meisten Tieren hatte Kris ein weiches Herz.
- Bei halbwüchsigen Punks eher weniger.
Sofort steht er vor einem, der Naturmensch, der seine innere Ruhe sucht, noch geheimnisvoll, aber schon irgendwie sympathisch: Harte Schale, weicher Kern.
Claire Larsen führt den Leser mit suggestiver Kraft auf die Spuren der in den Protagonisten schlummernden Monster - bis hin zu deren grauenvollem Erwachen. Ein besonders gelungener Ansatz ist dabei, die Handlungsstränge sich in verschiedenem Tempo aufeinander zubewegen zu lassen. Das Leben von Alice Parker gerät durch den Unfalltod ihres Vaters rasant auf Kollisionskurs. Aus der eben noch starken jungen Frau wird eine zusehends getriebene Mutter, die aus Angst um ihre Tochter zu falschen Entscheidungen tendiert. Anders Kate Vansen, die kürzlich die Nachfolge von Police Chief Charlie Parker, Alice‘s Vater, angetreten hat und mehr und mehr durch ihr überlegtes Handeln an Stärke und Autorität gewinnt.
Das Gerüst, um das sich die Handlung rankt, ist die ehemalige Clique „Die Scheusale“, in der die ebenfalls ehemaligen besten Freundinnen Alice Parker, Kate Vansen, Grace Lappierre und Belinda Tate unzertrennbar waren. Die Handlung entwickelt sich mit zunehmender Rasanz, die in Ruth und Lester Caffreys Buchhandlung „Mr. Beaver‘s Bookroom“ immer wieder einen scheinbaren Ruhepol findet. Eine trügerische Ruhe, über der stets die latente Erinnerung an das Monster vom „Timberfest“ vor neunzehn Jahren schwebt. Kleinstädte haben die Eigenart, ihre ganz speziellen traditionellen Feste zu haben, in Eden Lake ist es das Timberfest. Die lokale Prominenz spielt sich in den Vordergrund, die normalen Bürger bringen sich ein, mit fortschreitender Dauer wird die Stimmung erst euphorisch, um dann zu kippen. Wer kennt das nicht … Und Tage später erzählen alle davon, wie toll das Fest doch wieder gewesen ist. Eden Lake ist halt überall.
„Neunzehn Jahre“ ist auch eine Geschichte über den Wert von Freundschaften, die nicht immer krisenfest sind; deren Wert man erst dann richtig einzuschätzen weiß, wenn die Krise gesiegt und man die Freundschaft verloren hat. „Neunzehn Jahre“ stellt zudem unterschwellig die große Frage nach dem Sinn von Leben und Tod, ohne dass diese zu aufgesetzt wirkt.
In erster Linie bleibt „Neunzehn Jahre“ ein Spannungsroman, der den Leser durchgängig in seinen Bann zieht. Claudia Schwindt und Lars Neger ist mit ihrem Erstling ein Pageturner gelungen, der enormes Bestseller-Potential hat. Es bleibt zu wünschen, dass „Neunzehn Jahre“ in der schnelllebigen Literaturszene die Beachtung findet, die es verdient.
Claudia Schwindt: 1978 in Bonn geboren. Als Hotelfachfrau hat sie in verschiedenen Vier-Sterne-Hotels gearbeitet. Ihr Berufung ist jedoch die Schriftstellerei und so finalisiert sie 2018 das Manuskript des Pandemiethrillers ihres Partners. Das Werk mit dem Titel "Eden" wurde nie veröffentlicht, da die Realität mit der Corona-Pandemie die Fiktion überholte. Dieser Tiefschlag wurde mit dem Einstieg in das Manuskript, auf dem "Neunzehn Jahre" basiert, weggesteckt.
Lars Neger: 1980 in Jülich geboren. Er hat als Buchhändler und in verschiedenen Funktionen für Verlage gearbeitet. Texten für Radio Andernach und Kurzgeschichten folgte sein erster Roman "Areon - Der Weg des Schwertes". 2017 lernte er Claudia Schwindt kennen und lieben, mit der er seitdem die Leidenschaft für Bücher und für das Schreiben teilt. Außerdem ist er als freier Lektor tätig.
https://www.clairelarsen.de/
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