JÜLICH - 20.09.2019  - For The Sake Of The Song - Stefan WEHLINGS und Willie GÖRGENS eröffnen "Kirchenklang 2020"

Zum Auftakt der diesjährigen Kirchenklangkonzerte in der Jülicher Christuskirche präsentierte Organisatorin Virginia Lisken mit dem Duo „For The Sake Of The Song" zwei Musiker der Extraklasse. Hinter dem ungewöhnlichen Bandnamen stehen mit Stefan Wehlings und Willie Görgens zwei Singer/Songwriter und Gitarristen, die in ihrer Musik das Wesentliche in den Vordergrund stellen: Das Lied selbst, den Text und die Story dahinter; Geschichten als Essenz von Begebenheiten, die sie selbst erlebt haben.

 

Gleich zu Beginn erkannten die Zuhörer beim Kirchenklangkonzert, dass die Ideen-Auswahl der beiden Grevenbroicher für ihre individuellen Texte ganz unterschiedliche Ansätze hat. Hier der ruhig und mit einer gewissen inneren Zufriedenheit beispielsweise auf frühe Erlebnisse auf dem Hof seiner Oma reflektierende Stefan Wehlings, dort der zuweilen zynisch auf die Ungerechtigkeiten der Welt und Scheitern im persönlichen Lebensweg reagierende Willie Görgens. Für Wehlings ist die Erinnerung an das alte Röhrenradio seiner Kindheit mit dem faszinierenden magischen Auge ebenso einen Song wert wie Fritz, der auf dem Hof der Oma immer die Autos repariert hat. „You Talk Too Much“ beschwert sich Görgens etwa in „Bad Moon Rising“ mit rotzig-frecher Stimme oder stellt in einem 1980 geschriebenen Lied „einen verrückten Präsidenten“ bloß. Der ausgeglichene, in sich ruhende Wehlings hat aus der Reminiszenz an eine Reise durch den Südwesten der USA heraus das wunderschöne Stück „Desert“ geschrieben. Bei Görgens weiß man nicht so recht, ob seine Lieder einen bösen Verlust beklagen wollen, oder ob er aus einen Verlust einen Gewinn macht, indem er das Gegenüber zum eigentlichen Verlierer stempelt.  

For The Sake Of The Song (1880)
For The Sake Of The Song (1880)
For The Sake Of The Song (1883)
For The Sake Of The Song (1883)
For The Sake Of The Song (1886)
For The Sake Of The Song (1886)


Bei aller unterschiedlicher Herangehensweise an das Songwriting gestaltete sich das musikalische Zusammenspiel äußerst harmonisch. Ob in Kombination von zwei Akustik-Gitarren, oder von einer mit Banjo oder Lap-Steel, das Duo bot bemerkenswert intensive Vorträge. Besonders beeindruckt zeigten sich die Zuhörer nach dem Lied „Cold Wind Blows“, das Görgens damit ankündigte, dass „wir schon richtig viel Prügel dafür bekommen haben“. Es handelt von einem alten Landwirt, der im Umfeld der „Hauptstadt der Energie“ nicht vor den Kohlebaggern weichen will und dennoch keine Chance hat. „Es ist nur ein Lied über einen Menschen, der seine Heimat nicht verlieren möchte, sonst nichts“, stellte Görgens klar. Es war eines der emotional ergreifenden Lieder, bei denen sich nach dem letzten Ton im Auditorium für ein paar Sekunden absolute Ruhe breit machte, bevor lautstarker Beifall erklang. Mit einem umjubelten temporeichen und zum Mitklatschen animierenden „Shanty“ verabschiedete sich das Duo nach zwei Stunden bester Unterhaltung in den Zugabepart. Eine höchst interessante Version des Stones-Songs „Dead Flowers“ und „Waiting Around To Die“ als eine Hommage an den Namensgeber des Duos, Townes van Zandt, waren die einzigen Coversongs des rundum gelungenen Konzertabends. (jago)

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copyright Text und Fotos: Günter Jagodzinska / jago / maxjago